Unser Katzentagebuch

 

 

 

                                                          

Unsere erste Katzenausstellung als Aussteller...

 

oder

 

eine schöne Katze alleine reicht noch lange nicht ...

 

 

   

                  

 

                                                                                                                           

Die Anmeldung

 

Wir hatten uns schon länger mit dem Gedanken beschäftigt, unseren Prachtkater Da Capo Constantino auf einer Katzenausstellung zu präsentieren. Er, so waren wir felsenfest überzeugt, würde mit Leichtigkeit einen Preis gewinnen. Schließlich war er der schönste Maine Coon Kater weit und breit und für uns sowieso.  Emilio ist das rote Gegenstück zu Da Capo Constantino. Leider ist er ein kleiner Feigling und versteckt sich sofort, wenn wir Besuch bekommen und ist auch sonst sehr ängstlich bei ungewöhnlichen Geräuschen. Daher hatten wir entschieden, ihn vorläufig nicht auf Ausstellungen zu zeigen. Constantino ist unser "Bärchen", nervenstark und zu jedermann freundlich. Mit ihm würden wir sicher keinerlei Probleme bei der Ausstellung bekommen - so dachten wir zumindest. Es sollte aber ganz anders kommen. Aber dazu später...

 

Als wir erfuhren, daß in Planegg (München) in der Gaststätte Heide-Volm der SDRV (Süddeutscher Rassekatzen-Verein e.V.) eine Katzenausstellung am 17./18. April veranstalten würde, hat uns der Gedanke nicht mehr losgelassen. Zuspruch und hilfreiche Informationen bekamen wir dann noch von Inken Emrich, der Züchterin unseres Longsleepers-Katers.  Und dann begann eine aufregende Geschichte ihren Lauf zu nehmen...

Es fing schon an mit der Anmeldung. Unser Kater ist von der Farbe black tabby mackerel - aber eigentlich ist er spotted, da er wunderschöne schwarze Tupfen auf dem Fell hat. Spotted gibt es aber bei den Maine Coons nicht, also blieb es bei mackerel.

Die nächste Frage im Anmeldbogen bezog sich auf die Klasse, in der er starten mußte. Aber was bedeuten die ganzen Abkürzungen? Nun, ein Anruf beim Ausstellerbüro schaffte Klarheit: Da Capo Constantino startet unter seinem Stammbaumnamen "Longsleepers Da Capo" in der offenen Klasse CAC. Das ist sozusagen der Einstieg für nicht kastrierte Katzen.

 

Die Klassifizierung der Katzen erfolgt nach folgendem Schema: der erste Titel, den eine Katze erringen kann lautet "CAC", das bedeutet "Certificat d´Apitude de Championnat", also "Anwärter auf einen Titel"; der zweite Titel lautet "Champion", also "Sieger" und wird erst vergeben, wenn eine Katze bereits dreimal CAC verliehen bekam und zwar von drei verschiedenen Richtern. Als nächste Stufe gibt es dann den Titel "CACIB", d.h. "Certificat d´Apitude de Championat International de Beauté", also die Anwartschaft auf einen internationalen Siegertitel; die vorletzte Stufe lautet "Champion International" und kann erst dann erreicht werden, wenn die Katze vorher dreimal die Beurteilung CACIB erhalten hat und zwar von zwei verschieden Richtern aus verschiedenen Ländern. Als letzte Hürde auf dem Weg nach oben steht der Titel "CAGCI" d.h. "Certificat d´Apitude Grand Champion International", also die Anwartschaft auf den Titel "Champion International", und somit auf die Weltmeisterschaft, die nur der Katze verliehen wird, die vorher mindestens drei CAGCI errungen hat. Erst dann ist die Krönung der Katzenkarriere zum Weltmeister erreicht. 

 

 

Schließlich konnte man nun noch entscheiden, ob man nur am Samstag oder auch am Sonntag teilnehmen wollte. Welcher Tag war besser oder was unterscheidet die beiden Tage? Gibt es an beiden Tagen Preise oder wie ist überhaupt der Ablauf und das Programm einer solchen Ausstellung? Fragen über Fragen !   Es war unsere erste Katzenausstellung als Aussteller und daher haben wir uns für das volle Programm entschieden - also Samstag und Sonntag. Nach der Anmeldung wurden dann 42 € Meldegebühr fällig, sobald man die Bestätigung vom Verein bekam.

 

 

Die Vorbereitung (was nimmt man nicht alles mit)

 

Als Vorbereitung auf den großen Tag mußten wir noch einige Utensilien beschaffen. Inken hatte uns glücklicherweise eine Checkliste für die Ausstellung geschickt.  Zunächst kauften wir eine größere Transportbox. Unsere engen Boxen für den Tierarzttransport wollten wir dem inzwischen recht groß gewordenen Da Capo Constantino für die Fahrt zur Ausstellung nicht  zumuten. Daher nahmen wir eine große Hundetransportbox mit Rädern. Dazu kam dann noch eine Käfigdekoration. Das sind zwei Gardinen für die Seiten, die den Sichtkontakt zum Nachbarkäfig verhindern, eine Dachabdeckung und eine leicht wattierte Bodendecke. Sie sollen den recht schlichten Zinkdrahtkäfig optisch etwas herrichten und für die Katze gemütlich machen.  Heidi hatte inzwischen Kontakt zu Jazz + Angela  aufgenommen, die diese wunderschöne Kafigdekoration aus Stoff für uns hergestellt und uns zugeschickt hat. Diese tolle Dekoration kann man für einen Einzel- und Doppelkäfig bekommen.  Als Krönung kam der Name "Da Capo" als Stickerei auf den Stoff. Eine ganz besonders nette Idee von Jazz und Angela ist das mit Da Capo bestickte Herzchen.

Als Schutz vor lästigen Fingern der Besucher wurde noch eine Plexiglasscheibe beschafft und  mit Bohrungen und Halterungen versehen. So geschützt, konnte Da Capo Constantino sicher im Käfig auf seine Bewertungen warten.

 

 

 

                                                           

                                                                    

                                                                                                Design by Jazz und Angela

 

 

 

                                                             
 

                                                                                       Und so ging das Paket dann auf die Reise

 

 

 

Der Kater wird vorbereitet

 

 

Bereits vier Wochen vor der Ausstellung wurde Da Capo Constantino akribisch auf Fellknoten und andere unschöne Details abgesucht. Alle Fellknoten wurden mit Hilfe einer Schere und diverser Kämme entfernt. Dabei mußten wir sehr aufpassen, daß wir in sein wundervolles Fell keine Löcher reinschnitten.  Pro Tag schafften wir meistens nur einige kleine Knoten und Filzbälle, da unsere Maine Coons nicht gerade sehr kooperativ sind, was solche Nebensächlichkeiten angeht. Als echter Naturbursche buddelt Da Capo Constantino mit Vorliebe in unseren Beeten und in der Wiese. Ebenso war der Gartenteich sehr beliebt. Daher schleppte er ständig eine gewisse Fracht an nicht gerade ausstellungswürdigen Gegenständen aus dem Garten in seinem Fell herum. Das mußte alles restlos entfernt werden, damit seine ganze Schönheit zur Geltung kam. Es würde sicher nicht gut ankommen, wenn auf dem Preisrichtertisch einige Erdklumpen herunterfielen. Da Capo Constantino wurde nun systematisch täglich gekämmt und sein Fell vor der Ausstellung mit einem speziellen Katzenpuder aufgelockert. Waschen wollten wir unseren Kater nicht so gerne - wir konnten es uns eigentlich auch nicht vorstellen 7,5 kg Kater in der Dusche zu shampoonieren und zu duschen. 

 

 

 

Die Ausstellung - der erste Tag

 

 

Schließlich war der große Tag da. Am Abend vorher wurde noch das Auto leergeräumt, damit genügend Platz für Käfig und Ausstellungsutensilien war.  Die Nacht war kurz und endete um 4.45 Uhr mit dem Klingeln des Weckers.  Nach dem Frühstück wurde Da Capo Constantino in den Käfig verfrachtet und die Fahrt zur Ausstellung konnte beginnen. Er jammerte kurz und war dann die ganze Fahrt über ruhig. Er war sicher der Meinung, es geht zum Tierarzt, denn andere Autofahrten kannte er bisher nicht. Nach einer dreiviertel Stunde kamen wir an der Gaststätte Heide-Volm in Planegg an und gingen zu der kleinen Schar wartender Katzenaussteller, die sich am Eingang versammelt hatte. Um 7:00 Uhr begann der Einlaß und die tierärztliche Kontrolle. Nach dem Empfang der Ausstellerunterlagen wurde von den Tierärzten der Impfpaß überprüft und das Fell von Da Capo Constantino etwas durchsucht. Hier gab es aber nichts zu finden. Eine Unterschrift noch in das Formblatt und damit konnten wir dann auch am Sonntag ohne erneute Untersuchung an der Ausstellung teilnehmen.

 

In der Halle waren lange Reihen mit leeren Zinkdrahtkäfigen aufgebaut und wir mußten jetzt zuerst unsere Käfignummer finden. Wir waren die ersten in der großen Halle und begannen sogleich mit dem Einrichten des Käfigs. Die Garnitur wurde am Käfig angebracht, die Bodenmatte eingelegt, das Katzenklo in den Käfig gestellt und die Näpfe für Wasser und Futter installiert.

Schließlich konnte Da Capo Constantino einziehen. Er war nicht besonders begeistert und beschnupperte erst einmal die fremde Umgebung.

Der Käfig war 70 x 70 x 70 cm. Als Neulinge wußten wir nicht, daß man auch einen Doppelkäfig mit 140 x 70 x 70 cm für eine Einzelkatze gegen Aufpreis bekommen konnte. So war der Käfig für unseren großen Maine-Coon-Kater etwas klein ausgefallen. Zudem hatten wir damit den Nachteil, daß wir uns nur auf 70 cm Breite hinter dem Käfig aufhalten konnten. Es konnte also nur eine Person auf einem Stuhl hinter dem Käfig sitzen. Die zweite Person mußte sich unentwegt die Ausstellung anschauen bzw. stehend den Tag verbringen.  Nun, bei der nächsten Ausstellung würden wir garantiert einen Doppelkäfig anmelden.

 

 

      Käfig-Stoffdekoration by Jazz und Angela

 

          

Schließlich füllte sich die Halle und immer mehr Aussteller rollten mit ihren Katzen und Ausstellungsmaterial in die Halle und begannen mit den gleichen Arbeiten, die wir zuvor erledigt hatten. Um 09.00 Uhr waren alle soweit und die Ausstellung wurde eröffnet.

Auf einer Liste konnten wir lesen, welchem Preisrichter wir zugeordnet waren - es war Frau Karine Zielinsky aus Frankreich.

 

                                                                                             

 

                                                       Frau Zielinsky aus Frankreich

 

Schließlich bekamen wir von einem Steward eine Zettel mit dem Namen des Preisrichters, bei dem wir Da Capo Constantino  vorstellen sollten. Stewards sind meistens Kinder und Jugendliche in weißen Kitteln, die bei der Organisation des Ablaufes helfen und jeweils einem Preisrichter zugeordnet werden. Sie desinfizieren auch die Richtertische nach jeder Bewertung.

 

Bereits beim Herausholen aus dem Käfig, spürte ich, wie aufgeregt unser sonst so cooler Da Capo Constantino war. Er maunzte etwas herum und war nicht gut gestimmt. Das ging dann auf dem Richtertisch so weiter. Er fieste regelrecht herum, als die Preisrichterin ihn berührte und fauchte seine Umwelt an. Ich hatte alle Mühe, ihn zumindest etwas zu beruhigen. Schließlich wußte ich, daß ein derartiges Verhalten zur Disqualifikation führen konnte. Aber was war nur los mit unserem Bärchen. Nun, die Erklärung war schnell gefunden. Er war eigentlich nur unsere Katzenbande und dann uns zwei Menschen gewohnt. Die vielen unbekannten Gerüche und Geräusche und dann noch fremde Menschen, die ihn abtasten und hochheben - das war einfach zuviel für Da Capo Constantino - er zeigte schlichtweg Angst.

Zudem war er ein potenter Kater, der jeden Konkurrenten davonjagen wollte - und das zeigte er ganz ungeniert. Eigentlich sein natürliches Verhalten - auf einer Wertungsausstellung aber völlig fehl am Platz.

Trotzdem bekam er eine sehr gute Bewertung von Frau Zielinski und den ersten der drei begehrten CAC-Punkte. Dann ging es schnell wieder zurück in den Käfig und Constantino verschlief die meiste Zeit. Nach einiger Zeit  mußten wir noch einmal zu Frau Zielinski, als es um die Bewertung "Best in Color" ging. Dafür müssen von einer Farbe und Rasse mindestens drei Katzen teilnehmen und eine bekommt den Preis.

 

                            

 

Am Nachmittag erfolgte die Preisvergabe:

 

Wir waren völlig überrascht, als unsere Käfignummer aufgerufen wurde. Unser Da Capo hatte den "Best in Color" für die Farbe Black Tabby  Mackerel bei den Maine Coons gewonnen. Wir waren sehr stolz - erste Teilnahme und schon einen kleinen Pokal gewonnen.

Aber es ging noch weiter...  Eine Stunde später lag auf dem Käfig ein Blatt mit der Aufschrift:

"Ich bin nominiert.  Bitte mach mich schön !" Es folgte noch die Nummer des Käfigs.

Da Capo war nominiert für "Best in Show", das hieß er konnte der beste unkastrierte Maine-Coon-Kater werden.

Dazu mußte man mit dem Kater an allen Preisrichtern vorbeilaufen, die inzwischen auf der Hauptbühne Platz genommen hatten. Da Capo Constantino zeigte wiederum sein zuvor beschriebenes Verhalten, steigerte sich dieses Mal aber noch etwas und fauchte alle anderen Katzen an. Ich hatte Mühe ihn festzuhalten. Und wieder hatte ich den Gedanken, wenn er so weiter macht, werden wir disqualifiziert.

Glücklicherweise wurde ich dann  zuerst aufgerufen und konnte im gebührlichen Abstand zu den anderen Katzen Da Capo  Constantino an den Preisrichtern vorbeiführen. Dabei muß man die Maine Coon lang gestreckt vor sich halten, so daß Schwanz, Fellfärbung und Muster und der Kopf gut sichtbar sind. Zudem muß zu sehen sein, daß es sich um einen langen Kater handelt...

Da Capo Constantino machte es mir nicht leicht. Er schien plötzlich sehr schwer und verfügte über große Kräfte. Nun, die Vorstellung war wohl nicht so gelungen. Wir bekamen nicht den Preis "Best in Show". Mit einer blauen Schleife für "Nominiert für Best in Show" mußten wir abtreten. Aber immerhin nominiert. Daraus lernten wir: Es reicht nicht einen tollen Kater zu besitzen, man muß ihn auch präsentieren und vor den Richtern "verkaufen" können. Für den ersten Tag war unsere Ausbeute nicht gerade schlecht - wir waren zufrieden.

Müde fuhren wir nach Hause und Da Capo Constantino rannte sofort in seinen geliebten Garten und kam erst spät in der Nacht wieder ins Haus.

 

 

Die Ausstellung - der zweite Tag

 

Wir wußten inzwischen, daß wir am zweiten Tag wieder die gleichen Chancen hatten, Preise zu gewinnen. Nur dieses Mal bekamen wir einen anderen Richter. Die Ausstellung am Sonntag war die 100. Ausstellung des SDRV, daher bekamen wir alle eine Jubiläummsschleife an den Käfig und ein sehr schönes Rahmenprogramm geboten.

Da Capo Constantino hatte sich bei seinem kurzen Erholungsurlaub im Garten zum Glück nicht sein Fell beschmutzt und mit ein bisschen Kämmen erreichten wir wieder die ausstellungsreife Fellqualität. Nachdem Da Capo Constantino in seinem Ausstellungskäfig untergebracht war, schlief er die ganze Zeit. Schließlich mußte er zum Richtertisch. Er zeigte auch dieses Mal etwas Gemaunze, was wir auf den weißen Kittel des Stewards zurückführten. Das sah verdächtig nach Tierarzt aus...

Wieder bekam er eine sehr gute Bewertung und den begehrten CAC-Punkt. Damit fehlt uns jetzt nur noch ein Punkt zum Champion.

Schließlich mußten wir genau wie am Vortag zum Richtertisch um erneut für die Bewertung "Best in Color" anzutreten. Zu unserer Überraschung war dort schon Inken mit ihrem Kater Cephren . Es sollte ein direkter Vergleich werden. Ich merkte, wie Da Capo Constantinos Stimmung umschlug, als er den anderen potenten Kater sah. Er fauchte und knurrte, blieb aber ansonsten ruhig auf meinem Arm. Nun, das war zuviel für die Richterin. Seine Eigenschaften insgesamt waren sehr gut. Weil er aber so herumzickt, wurde ihm bescheinigt, daß er nicht vorstellbar sei. Damit hatte sich Constantino für alle weiteren Preise dieses Tages gebracht. . Schade !!!

 

Unsere Preisrichterin vom Samstag, Frau Zielinski,  gab mir später noch den Tipp,  daß wir mit dem Kater mehr üben müßten, vor allem das Präsentieren vor Publikum. Sie fand es sehr schade, daß Da Capo Constantino für weitere Auftritte am Sonntag nicht mehr berücksichtigt wurde.

 

 

Fazit:

 

Wir wissen nun worauf es ankommt und wir haben viele nette Leute kennen gelernt.

Uns Neulingen wurde von vielen Seiten mit Tipps und Hilfe zur Seite gestanden - eine Erfahrung, die nicht immer selbstverständlich ist. Für die Zukunft werden wir vielleicht noch ein paar Versuche mit Da Capo Constantino und Emilio starten und dann entscheiden, ob so eine Ausstellung für die beiden nicht zu stressig ist. Es hat auf jeden Fall keinen Zweck, aus falsch verstandenen Ehrgeiz irgend etwas zu erzwingen.

 

 

Wir gratulieren Inken und ihrem prächtigen Kater Cephren zu BIV, BIS und BOB und sind nur ein KLEIN wenig neidisch ....

 

                      

 

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(c) Fotos: Inken Emrich, Kathrin Steingräber und Torsten Sause

(c) Text:  Torsten Sause