Kultur in Töpfen oder Aquarien oder ... ?

Pinguicula-Blüte

 

Geschlossene Kultur im Aquarium:


Wenn man Wert auf große, kräftige Pflanzen legt, so sollte man die Kultur in größeren Behältern in Erwägung ziehen. Grundsätzlich ist die Kultur in großen Behälter mit  wesentlich weniger Pflegeaufwand verbunden und besonders für  Leute mit wenig Zeit sehr zu empfehlen. Führt bei der Topfkultur jeder Pflegefehler bzw. ein einmaliges Vergessen des lebenswichtigen Giesswassers schnell zur Katastrophe, so toleriert eine Mischkultur im abgedeckten Aquarium sogar die wochenlange Abwesenheit seines Pflegers.

Gut bewährt haben sich kleine Aquarien, die es in Standardgrössen von 20 cm bis zu 150 cm Länge im Handel gibt.  In der geschlossenen Kultur (also mit Abdeckung und sehr geringen Verdunstungsverlusten - siehe auch  Fleischis im Büro ) habe ich ein Aquarium mit 1,20 m Länge und 50 cm Breite mit Heliamphora, Drosera, Utricularia und Sarracenien besetzt. Die Pflanzen gedeihen prächtig, dürfen allerdings in Zukunft nur mit Abdeckung kultiviert werden. Bei Aquarien sollte man noch das hohe Gewicht berücksichtigen, welches die größeren Becken auf die Waage bringen. Ein Aquarium mit 100-120 cm Länge kann mit nassen Torf zu einem Drittel befüllt leicht über 100 kg wiegen. Eine stabile und nicht verformbare Unterlage ist deshalb extrem wichtig. Zudem sollte eine Schaumstoffmatte untergelegt werden, um kleinere Unebenheiten auszugleichen

 

Offene Kultur im Aquarium:.

Über einige Jahre kann man die Pflanzen in der offenen Kultur (also ohne Abdeckung) halten, ohne daß man mit "Versalzungsschäden" rechnen muss. Dann sollte das Substrat gewechselt werden, da durch das ständige Nachgießen von mineralarmen Wasser und das Verrotten von Pflanzenbestandteilen evtl. doch eine Aufkonzentrierung von Salzen (reines Wasser verdunstet ständig, Mineralien bleiben zurück und addieren sich) über die Jahre erfolgen kann. In einem Aquarium halte ich die Pflanzen allerdings bereits im fünften Jahr ohne negative Auswirkungen auf das Wachstum.  Ich habe verschiedene Drosera, große Utricularia-Arten, Heliamphora und Cephalotus in einem Aquarium mit ca. 50 cm Länge.  Die Pflanzen haben sich bisher prächtig entwickelt und sind z.T. sehr groß geworden. Das Substrat ist etwa 15 cm hoch eingefüllt und fällt zu einer Seite hin bis auf 5 cm ab. Der "Wasserstand" liegt konstant bei ca. 1-2 cm. 

Bei der Kultur von Utricularien muss beachtet werden, daß die einzelnen Arten schnell ineinander wachsen und bald ein undurchdringlichen Dschungel bilden, in dem man die einzelnen Pflanzen nicht mehr auseinander bekommt. Es empfiehlt sich daher, alle aquatischen Utricularien extra in kleinen Kunststoffaquarien oder Glasbehältern zu kultivieren. Sehr ästetisch ist z.B. auch das berühmte Goldfischglas, welches für Goldfische ganz sicher nicht geeignet ist - aber eine aquatische Utricularia, z.B. U. gibba (siehe Bild unten) kann hier sehr gut kultiviert werden.

Kultur von Fleischis mit ausgeprägten Jahreszeitunterschieden :

Problematisch sind oft die Arten, die man zwar bedenkenlos im Sommer in Freien halten kann, die im Winter aber keinen Frost oder zumindest nur leichten Frost vertragen oder sogar warm kultiviert werden müssen.  Ein Aquarium kann man befüllt mit nassen Torf und Pflanzen nicht mehr transportieren. Es gibt aber eine Alternative aus dem Baumarkt.  Dort gibt es sogenannte "Balkonkästen mit Bewässerungssystem", die eigentlich ideal für die Kultur von Fleischis sind, die mehrfach im Jahr umziehen müssen, um das richtige Umfeld (Balkon, Terrasse bzw. im Winter beheiztes Zimmer mit künstl. Beleuchtung) zu bekommen. Die Kästen sind etwas größer als die üblichen Balkonkästen und beherbergen in ihrem unteren Teil ein Wasserreservoir mit einer Füllstandsanzeige, die wir bereits von der Hydrokultur kennen. Da diese Kästen für Geranien usw. konstruiert wurden, ist ein Überlauf vorgesehen, damit die Kästen bei Regen nicht vollständig voll Wasser laufen. Diesen Überlauf (er besteht aus einigen kegelförmigen Erhebungen im Boden mit kleinen Schlitzen) brauchen wir für unsere Fleischi-Kultur aber nicht - deshalb mit 2-Komponentenkleber oder Silicon einfach verschließen.

Blumenkasten mit "doppelten" Boden als Wasserreservoir Seitlich befindet sich ein Einfüllstutzen für das Gießwasser und ein Wasserstandsanzeiger 

Der Kasten hat einen Einsatz aus Kunststoff, der das Wasserreservoir von der einzufüllenden Erde trennt. Wir füllen einfach Weißtort bzw. eine Weißtorf-Quarzsand-Gemisch in den Kasten, setzen die Fleischis ein und füllen Wasser über den seitlichen Gießschacht auf. So vorbereitet hält der Kasten auch bei voller Sonne ca. 1 Woche ohne nachzugießen. Der Kasten kann jetzt an seinen Standort gestellt werden und jederzeit je nach Jahrzeit umziehen.

 

In Töpfen pflege ich nur Pflanzen, die ich vermehren oder weitergeben möchte. Weiterhin sind  einige Heliamphora und Darlingtonia in großen Einzeltöpfen aus Ton, da die Verdunstung des Wassers zusätzlich für Abkühlung im Sommer sorgt. Diese Arten haben leicht Temperaturprobleme. Einige Darlingtonia halte ich zudem im Freiland in meinem Sumpfbeet mit "Fußkühlung". Bisher bewährt sich diese Methode hervorragend !

Grundsätzlich sollte man immer Töpfen aus Kunststoff den Vorzug gegenüber Tontöpfen geben. Neben der Eigenschaft von Tontöpfen, bei häufigen Gießen bald hässliche Flecken auf der Außenseite zu bilden, gibt es einige handfeste Nachteile gegenüber Kunststofftöpfen:

 

 

 

 

 

 

 

Update:  26.08.09       (c) Torsten Sause
<<<