Ein Anruf...Loona hatte einen Unfall ! Sie ist die Treppe heruntergefallen. Sie winkelt ihr Vorderbein ab, es hängt... Ich fuhr nach Hause und Loona saß auf dem Boden und miaute. Das Bein hielt sie abgewinkelt vom Körper. Was war geschehen ?
Loona liegt gerne auf unserer Holztreppe auf den letzten Treppenstufen im Treppenaufgang. Die Treppenstufen sind nach hinten offen und von ihrem Liegeplatz geht es ca. 3 m senkrecht nach unten auf die nächsten Holzstufen. Häufig lag sie hier und schlief und nie ist etwas passiert, wenn sie mit großen Sätzen die Treppe herauf- oder heruntersprang. Ganz oben auf der Treppe vor dem Dachgeschoss lag sie oft stundenlang in der Dunkelheit und fühlte sich hier sicher. Entweder sie war im Schlaf heruntergefallen oder hatte mal wieder versucht eine Fliege zu fangen, dann vergaß sie oft alle Vorsicht. Wahrscheinlich ist sie so unglücklich auf die Treppenstufen gefallen, daß ihr Bein verletzt wurde. Wir machten uns große Vorwürfe. Gegen alle möglichen Gefahren im Garten hatten Vorsorge getroffen - aber im Haus hatten wir nach anfänglichen kleineren Änderungen an der Einrichtung keine Gefahren mehr vermutet.
Wir fuhren zum Tierarzt. Loona mußte dort bleiben - es wurde ein Röntgenbild angefertigt und unsere Befürchtungen bestätigten sich - das linke Bein war gebrochen ! Elle und Speiche waren durchgebrochen wie ein junger Obstbaumzweig. Offizielle Diagnose: Radius-Ulna Fraktur. Zum Glück hatte sie keine weiteren Verletzungen. Gedanken über die Katze mit den sieben Leben kamen mir in den Sinn. Katze springt aus 10.Stock - nix passiert - so oder ähnlich hatte ich schon oft Berichte in der Zeitung gelesen. Warum unsere Loona ? Hätten wir doch die Treppe besser abgesichert ! Hätten... - hinterher ist man immer schlauer.
Unser Tierarzt konnte die OP nicht durchführen... - Splitterbruch... - macht er nicht... - wir sollten nach München in die Tierklinik... - Anruf... - leider ist gerade Tierärztekongress... - alle OPs abgesagt - nur noch Notfälle... - ist Loona etwa kein Notfall ? Ich bekomme einen Termin in einer Woche (!) - viel zu lang, was denken die sich denn ? Heidi ruft in Weilheim in der Tierklinik an. Wenn wir morgen früh bis 8.00 Uhr da sind, wird sie noch in den OP-Plan eingeschoben. Wir holen Loona von unserem Tierarzt wieder ab. Vorher baue ich in Rekordzeit nach der Arbeit aus einem Grillrost, einem Schuhschränckchen-Bausatz und etwas Holz einen Katzenkäfig für Loona. Sie darf nicht umherlaufen oder -springen.
Wir waren pünktlich um 08.00 Uhr in Weilheim. Loona wurde in der Tierklinik operiert. Es wurden ihr zwei Titanschienen in die dünnen Knochen mit Schrauben befestigt. Ein Holzspatel und viel Mullbinden und Pflasterstreifen halten das Bein in Ruhestellung. Loona ist sehr verändert als wir sie abholen. Sie ist jetzt extrem anhänglich und lässt sich stundenlang streicheln - die kleine Kratzbürste weiß wohl, was sie an uns hat.
Nach zwei Tagen dürfen wir sie mit nach Hause nehmen - das Schlimmste ist geschafft ! Von nun an geht es hoffentlich aufwärts. Sei humpelt herum wie mit einem Holzbein. Nachts kommt sie in ihren Käfig und tagsüber darf sie nur unter Aufsicht heraus. Aber was heißt hier unter Aufsicht ? Sie schafft es ständig mit drei Beinen den Kratzbaum zu besteigen und nach einer Woche kommt sie sogar den Kleiderschrank wieder hoch. Leider nicht mehr allein herunter. Ich klettere hoch und hole sie jedes Mal. Wie will man einer Katze im Krankenstand erklären, daß es besser wäre, nicht so herumzuspringen ? Nach über einer Woche beginnt sie auch wieder mit Emilio zu spielen und durch die Wohnung zu jagen.
Von der Firma Kramer-Katzennetze bestelle ich 14 Meter Katzennetz. Alle Treppen und die Geländer werden mit Netzen abgesichert. Wieder die Frage, warum haben das nicht gleich gemacht ...? Diese Erfahrung hätten wir Loona gerne erspart !
In einigen Wochen wird noch ein Röntgenbild angefertigt, um den Heilungsprozess zu kontrollieren und nach ein paar Wochen werden die Titanschienen wieder entfernt. Hoffentlich bleibt nichts zurück ...
Es sind jetzt gut 3 Wochen seit Loonas Unfall vergangen. Sie läuft jetzt wieder ohne Verband mit einem rasierten Bein mit großer Geschwindigkeit durch die Zimmer. Sie spielt mit Emilio und man merkt ihr die zurückkehrende Lebensfreude regelrecht an. Nur beim langsamen Umherschreiten (mit hoch erhobenen Schwanz) stellt man noch eine Behinderung der Beweglichkeit fest.
Nach 10 Wochen wurden Loona die Titanschienen wieder entfernt und es ist wieder alles so wie früher - fast alles !
Bei Loona sind keine körperlichen Einschränkungen zurückgeblieben - sie jagt und springt, daß es eine Freude ist. Allerdings hat sie seit ihrem Unfall nie wieder den oberen Abschnitt der Treppe aufgesucht, der früher einmal ihr bevorzugter Ruheplatz war.
..zurück zum Katzentagebuch >>>
(c) Fotos und Text: Torsten Sause