Es ist jetzt fast ein Jahr her, seitdem wir von einem ruhigen Vogelhalterhaushalt zum 2-köpfigen Katzenhalterhaushalt mutiert sind. Seitdem hat sich einiges in unserem Tagesablauf verändert und auch unser Haus ist in die Hände der "Katzenbande" gefallen. War man vorher noch ängstlich bemüht dem Holzdielenboden in Wohnzimmer und Küche möglichst jeden Kratzer oder jede Beschädigung zu ersparen, so zeugen heute viele Kratzspuren von den Verfolgungsjagden und Bremsmanövern der Mini-Raubkatzen. Besonders der bevorzugte Spielbereich von Mensch und Katzen hat eine völlig neugestaltete Holzmaserung bekommen, die mühsam über viele Monate mit den Krallenkünstlern verwirklicht wurde.
Früher konnte man noch unbemerkt mitten in der Nacht aufstehen und zur Toilette gehen, um sich dann müde wieder zu Bett zu begeben. Heute hört man kurz nach dem Aufstehen ein Geräusch ähnlich einem nassen Sack, der aus geringer Höhe auf den Boden fällt: Emilio ist aus dem Bett gesprungen und folgt meiner Spur um sich dann im Badezimmer völlig verschlafen auf dem Vorleger zu rekeln und mehrmals zu gähnen. Danach folgt er einem zurück ins Schlafzimmer bis irgendwann eine kurze Erschütterung des Bettes Herrchen und Frauchen in der Gewissheit weiterschlafen lässt, dass Emilio zurück ins Bett gesprungen ist. Er sucht sich dann wieder seinen Platz in der zu einer Mulde gedrückten Bettdecke. Oder er beginnt zunächst damit auf seinen Menschen herumzuklettern und sich soweit zu nähern, dass intensiver Fischgeruch aus seinem Mäulchen wahrzunehmen ist und er vorsichtig seine großen Menschenkatzen abschnüffelt. Dabei gibt er dann schnurrende und glucksende Geräusche von sich, je nachdem wie hoch der Futtertank in Emilio gefüllt ist. Loona liegt derweil irgendwo in der Nähe, ohne das sie aber den unmittelbaren Kontakt zu uns sucht. Wenn es sich ergibt, dass sich beide vom Tag noch nicht ganz ausgelastet fühlen, wird manchmal auch ein kleines "Unter-dem Bett- und durch-das-Bett-Rennen" veranstaltet. Die stolzen Katzenbesitzer erfahren dann endlich, wie die Unmengen an Katzenfutter in Sprungkraft und Elastizität umgesetzt werden, wenn Emilio ohne Vorwarnung mit einem Riesensatz auf dem Bauch seines Herrchens oder im Rücken seines Frauchens landet. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn mehrere Kilo Katze mit Anlauf im Bett landen - so ähnlich muß sich ein Tiefschlag eines Boxers anfühlen...?
Morgens recht früh so kurz nach fünf Uhr beginnt der Wecker sein beliebtes Geräusch im noch dunklen Schlafzimmer zu verbreiten. Wieder hört man den vertrauten "Plumps" aus dem Bett und Emilio startet in den Tag. Im Badezimmer, während sich Herrchen versucht zu waschen, legt er sich dann in voller Breite direkt vor das Waschbecken auf die Vorlegermatte, so daß Herrchen ständig Gefahr läuft mit frisch schamponiertem Kopf und sehr eingeschränkter Sehfähigkeit irgendwann einmal auf das Katerchen zu treten. Emilio ist gegen alle Versuche, ihn wegzuschieben oder gar zu tragen, resistent. Kaum wurde seine Position mühsam verändert, liegt er schon wieder auf der Matte. Ist die Wascherei dann endlich vollbracht und alle Kleidungsstücke sind angelegt, wird gemeinsam die Treppe zum Küchenbereich heruntergeschritten. Inzwischen ist auch Loona aufgetaucht und begrüßt uns mit einem leisen Gurren.
Kaum in der Küche angekommen, stürzt sich Emilio auf den Futternapf und frisst erst einmal geräuschvoll und sehr ausgiebig. Loona sitzt inzwischen in Warteposition und frisst danach einige ausgewählte Brocken. Emilio hat sich bereits zur Tränke begeben und hat zielsicher die rote Gießkanne im Flur angesteuert, die für beide Coonies die einzige adäquate Katzentränke darstellt. Wasser aus Schüsseln und Schalen wird weitestgehend ignoriert. Lediglich beim Gartenspaziergang wird aus allen sich bietenden Gelegenheiten wie z.B. den Gartenteichen getrunken.
Nach dem ausgiebigen Katzen-Frühstück wird dann das beliebte Spiel "Wir rennen über Tische und Couch durch den Wohnbereich" gespielt. Herrchen nimmt inzwischen seinen Morgenkaffe zum Frühstück ein und liest seine Zeitung. Emilio lässt es sich hier aber nicht nehmen, ausgewählte Artikel ebenfalls parallel zu betrachten und seinen Unmut über den teilweise nicht katzengerechten Journalismus in Form von zielsicher geführten Pfotenhieben auf die Zeitung zu äußern. Sein Herrchen hat dann alle Mühe seine Zeitungslektüre mit dem Kaffeetrinken und der Nahrungsaufnahme zu kombinieren. Vor allem ist er nie sicher vor meisterhaft ausgeführten Ablenkungsmanövern, bei denen dann zunächst intensiv die Zeitung bearbeitet wird, um eigentlich, solange Herrchen mit dem Sortieren der Blätter beschäftigt ist, schnell ein Bröckchen vom Teller zu stibitzen.
Loona ist da schon weiter. Zeitungen reizen sie nicht und für Menschen-Nahrung ist sie bis auf rohe Putenschnitzel oder Hühnchenbrustfilets auch nicht zu begeistern. Emilio hätte hier gut die Rolle eines althergebrachten Vorkosters einnehmen können. Interessiert er sich doch eigentlich immer für die menschlichen Speisen und möchte über das Angebot des Vorkostens sicher nur seine Menschen vor Schaden bewahren, so eifrig geht er dabei zur Sache. Inzwischen kennt er das Wort "Nein", welches seine Menschen ihm sehr zu seinem Unmut immer wieder entgegenhalten. Meistens plaziert er sich dann in unmittelbarer Nähe, streckt seine Nase in den Wind und nimmt wie ein Jagdhund Witterung auf.
Kommen die Menschen nach Einkäufen in der Stadt oder von der Arbeit wieder nach Hause, so wartet die Katzenbande bereits hinter der Tür oder ist irgendwo beim Schlafen auf Schränken oder höheren Wohnungsgegenständen versteckt. Zur Begrüßung erfolgt zunächst durch intensives Köpfchenreiben zwischen Katzen und Menschen. Dann geht es entweder zum Freßnapf oder ein Spiel muß her ! Eine halbe Stunde wird dann Ballwerfen und Hinterherjagen oder das Belauern und Fangen von kleinen Fellmäusen an langen Schnüren geübt. Irgendwann schauen Emilio und Loona nur noch verständnislos hinter ihren Menschen her, was dann spätestens das Spielende signalisiert - die Katzen sind müde.
Nachmittags , wenn mal wieder die Homepage am PC bearbeitet wird, kommt allein Loona zur großen Kuscheloffensive auf den Schreibtisch und fängt intensiv an, den Blick auf den PC-Monitor mit ständigen Andrücken an das Gesicht ihres Menschen oder Vorbeiflanieren mit hochgestellten Schwanz zu verstellen. Arbeiten kann man dann am PC eigentlich nicht mehr.
Irgenwie muß doch das dumme Kabel zu erwischen sein...
Abends, während sich die Menschen im Fernseher einen Film anschauen, werden zwischenkätzische Beziehungen gepflegt. Entweder wird Emilio von Loona einfach festgeklemmt und dann intensiv abgeleckt oder Emilio drückt seinen Kopf ganz dicht an Loona und legt sich ausgestreckt neben sie hin und fordert laut gurrend zur Fellpflege auf. Loona beginnt dann mit endlosen Ableckorgien, bis Emilio dann plötzlich mit seinen Pfoten anfängt Loonas Schwanz oder Pfoten zu angeln. Dann beginnt meistens eine wilde Rauferei mit angedeuteten Kehlbissen und das Katzenknäuel rollt sich gurrend und miauend auf dem Boden herum. Nach einigen Runden springen dann beide auf und rennen auseinander um wenig später wieder mit Phase 1 - dem Ablecken- zu beginnen. Gehen die Menschen schließlich zu Bett, so wird wieder im Badezimmer alles genauestens beobachtet und Emilio sucht sich nach dem Verlöschen der Lichter seinen Schlafplatz.
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(c) Fotos und Text: Torsten Sause