Unser Katzentagebuch

 

 

Kater müßte man sein....

 

oder

 

Bestandsaufnahme einer Mensch-Katzen-Mensch-Beziehung

 

                                                       

 

 

 

Zuerst habe ich es gar nicht bemerkt. Es passierte sehr subtil, fast unmerklich, im Untergrund. Hier eine Bemerkung, dort ein strenger Blick oder eine vorwurfsvolle Geste. Schließlich stellte ich Vergleiche an und registrierte “gewisse” Unterschiede in der Behandlung der Hausbewohner. Wenn ich alle tagtäglichen Ereignisse Revue passieren lasse, komme ich zu der Feststellung, dass nicht nur die Katzen uns inzwischen gut erzogen haben -  nein, viel schlimmer – ich, als männlicher Mensch-Mitbewohner dieses Hauses, werde inzwischen regelrecht diskriminiert !

 

Beispiele gefällig ?

 

Komme ich abends von der Arbeit etwas früher, heißt es sofort: ” Wieso bist Du denn schon hier?

Hast Du nichts mehr zu tun ?” 

Kommt eine Katze nach ausgedehnten Streifzügen aus dem Garten ins Haus, wird sie sofort freudig begrüßt und gedrückt. “Na Schätzelein, war es schön im Garten ?” klingt es überschwenglich durch den Raum.

 

Angelo, der Charmeur unter unseren Katern, bekommt besonders viele Streicheleinheiten und so manches Küsschen jeden Tag aufgedrückt. Wann habe ich eigentlich das letzte Küsschen bekommen ???

 

Stehe ich vor der Tür und ziehe mir gerade die Schuhe aus, tönt es sofort:” Bring bloß keinen Dreck mit ins Haus ! ”

Kommt dann Emilio mit matschigen Pfoten aus den Blumenbeeten durch die Katzenklappe, wird lediglich gesagt” Emilio, Du sollst doch nicht so schmutzig ins Haus laufen”. Mit einem “Hast Du etwa wieder gegen die Matte getreten”, wird mir schließlich noch unterstellt, dass ich die Fußmatte, die vor der Katzenklappe liegt, so verrutscht habe, dass der arme Emilio gar keine Chance hatte, sich die Pfoten “ordentlich” abzutreten ?!?

 

Wir haben ein 2 Meter breites Bett, d.h. wir hatten ein 2 Meter breites Bett. 50 Zentimeter sind für Lavinia und Angelo reserviert, der Fußraum ist für Emilio vorgesehen. Die fehlende Bettkapazität wird einfach bei mir abgezweigt.

“Wofür brauchst Du eigentlich soviel Platz ?”

 

Stehe ich vom Sofa auf und hole mir aus dem Kühlschrank einen Yoghurt oder etwas zu Trinken, so kann ich ziemlich sicher sein, dass mein Platz danach von einem roten Katzenmädchen besetzt ist. Kommentar: “Dann setz Dich doch woanders hin !”

 

Katzen dürfen bei uns einfach alles

Schmutz, Laub und Gräser, Schnecken und Regenwürmer hereintragen, auf den neuen Teppich kotzen, “Mitbringsel” aus der Katzentoilette im Haus verstreuen, die Möbel und Tapeten ankratzen, laut singen, mitten im Weg herumliegen, ewig lange schlafen......

 

Sätze wie “Komm mal her mein Schätzelein” oder “Komm her, setz Dich zu mir” sind stets nur an die felltragenden Mitbewohner gerichtet.

 

Eifersucht, Neid ?  Nein, aber eine gewisse Diskriminierung muß ich schon festhalten.

 

Von dem Liedermacher und Chansonier Reinhard Mey gibt es ein schönes Lied mit dem Refrain:

”…da wünscht' ich, ich wär' mein Hund”.

 

Manchmal denke ich, wenn ich mir ein Katerkostüm anziehen würde, hätte ich mehr Privilegien und der Ton wäre sicher auch freundlicher – oder ?

 

 

  

 

 

 

 

                           

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 (c) Text: Torsten Sause