Unser Katzentagebuch
Flurschaden bleibt nicht aus ...
Korkenzieherhaselnußzweig
Nachdem unsere Coonies unser Haus mit unserer Hilfe weitgehend katzengerecht umgestaltet hatten, waren aber immer noch Relikte aus unserem menschlichen Einrichtungsdenken übrig geblieben. Die Coonies zeigten sich gerade bei diesen, oft das Heim sehr schmückenden Assessoires extrem interessiert. So blieb es uns auch nicht verborgen, daß Constantino sich sehr für einen großen Korkenzieherhaselnußzweig interessierte, an dem Heidi vielerlei Holzfiguren aus dem Erzgebirge angehängt hatte. Er hing direkt unter der Zimmerdecke und so meinten wir irrtümlich, außerhalb der Reichweite unserer Katzen. Unter dem Zweig stand in knapp ein Meter Entfernung ein kleiner Tisch. Auf dem Tisch hatten wir eine schwere Messing-Stehlampe mit einem sehr schönen Muranoglas-Lampenschirm gestellt. Das war unsere Vorstellung von Zimmerschmuck und -einrichtung. Loona und Emilio hatten ebenfalls an dem an der Decke hängenden Zweig Interesse gezeigt. Da sie ihn aber nicht erreichen konnten, blieb es bei einigen Versuchen aufrecht stehend mit Pfotenhieben die unteren Nebenzweige zu erwischen.
Constantino ist mit seinen 7½ Monaten zu einen stattlichen halbstarken Kater herangewachsen, der Emilio in Körpergröße kaum mehr nachsteht.
Wir hatten bereits mehrfach beobachtet, wie er sich wie ein Erdmännchen aufrecht stehend auf den Hinterpfoten nach dem Zweig über seinem Kopf reckte und wild mit seinen Vorderpfoten in der Luft herumangelte. Es fehlten aber immer die letzten Zentimeter, um den Zweig zu erreichen.
Die Tage vergingen, ohne daß wir auf diese Beobachtungen reagierten. Uns war klar, daß Constantino irgendwann den Zweig erreichen würde. Aber da war ja noch genügend Zeit, irgendwann später den Zweig entweder höher zu hängen oder ganz zu entfernen – so dachten wir zumindest.
Mitten in der Nacht hörten wir ein laut polterndes Geräusch aus dem Wohnzimmer. Wir schreckten auf und ich sah nach, was unsere Coonies nun wieder angestellt hatten. Emilio und Constatino saßen schuldbewußt vor der schweren Messinglampe, die am Boden lag. Der Korkenzieherhaselnußzweig schwankte heftig an der Zimmerdecke hin und her. Einige Figuren lagen kaputt und verstreut am Boden. Vom Zweig waren einige teile und Ästchen ebenfalls über das angrenzende Sofa und den Boden verstreut. Der Lampenschirm war glücklicherweise nicht kaputt – ich atmete auf. Wir hatten noch einmal Glück gehabt.
Spätestens jetzt hätten wir reagieren müssen – haben wir aber nicht !
Was war geschehen ? Constantino war offensichtlich auf den Lampenschirm geklettert und von dort aus hatte er den Zweig endlich erreicht. Schließlich war die Lampen-Katzen-Pyramide laut polternd zu Boden gestürzt.
Nun, Sie wissen sicher, was jetzt folgt – wer einmal glücklich davongekommen ist und diese Warnung nicht ernst nimmt, wird beim nächsten Mal nicht wieder ungeschoren davonkommen !
Es dauerte keine zwei Tage, da hörten wir wieder das nächtliche Gepolter. Dieses Mal kam aber ein Geräusch dazu, was nichts Gutes ahnen ließ: es klirrte laut und vernehmlich, so als wenn Glas zerschlagen wird.
vorher
nachher
Wieder standen zwei Kater wie die ertappten Sünder vor dem Scherbengericht. Der Lampenschirm hatte seine Erstbesteigung zwar noch überlebt, doch dieses Mal blieb nur ein Haufen Scherben zurück.
Der Zweig an der Deckel hatte erneut „Federn“ gelassen und schwankte wie zuvor heftig hin und her.
Die Moral von der Geschicht: Nutze gleich deine Chance, denn ein zweites Mal gibt es nicht.
ohne Schirm
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(c) Fotos und Text: Torsten Sause