Unser Katzentagebuch

 

Emilio Rossi - Teufelchen und Engel 

oder

die zwei Gesichter des Emilio Rossi ...

 

            

 

Wir hätten es eigentlich wissen müssen.  Damals im Hause Nagl hieß er anfangs noch verharmlosend "Tomate". Beim ersten Besuch beschimpfte er lauthals den Tag und alle anwesenden Personen . Inzwischen ist Emilio knapp über sieben Monate alt und nähert sich der 5-kg- Marke. Er rennt den ganzen Tag mit hoch erhobenen Schwanz durch die Gegend und sieht dann von hinten aus wie ein kleiner Chow-Chow.  Sein Verhalten ist höchst unterschiedlich. Intern bei uns  heißt er inzwischen nur noch "Unsinnsvogel".  Ist irgendwo etwas los - Emilio ist schon da. Während unser Loonchen sehr abgeklärt und fast cool auf Umweltreize regiert,  so ist Emilio immer zur Stelle,  wenn man irgend etwas mit den Pfoten behakeln oder etwas herunterschmeißen kann.

Nachts hat er jetzt die allgemeine Fußjagd auf seine stolzen Besitzer eröffnet. Wehe, man wackelt irgendwie unkontrolliert mit den Zehen in der Nacht oder ist gar so leichtsinnig, die Füße kurz unter der Bettdecke ins Freie zu strecken. Wenige Sekunden  später wird diese attraktive Jagdbeute mit den Krallen gefangen und niedergekämpft. Herrchen und Frauchen zucken dann automatisch reflexartig zusammen und bringen die lädierten Füße schnell in Sicherheit. Ein echter Jäger wie Emilio gibt aber nicht so schnell auf ! Mit gezielten Pfotenhieben unter das Bettzeug versucht er doch noch das ein oder andere weiche Stück Haut zu erwischen. Da hilft nur noch: tot stellen, bis das Raubtier die Geduld verliert !

Findet er keine Füße, so holt sich Emilio sein Spielzeug mit ins Bett. Leider waren wir so leichtsinnig eine elektronische Maus zu kaufen, die bei Berührung eine Geräusch wie eine Strahlerwaffe aus einem Science-Fiction-Film von sich gibt. Meistens so gegen drei Uhr morgens hält Emilio die Zeit für gekommen, seinen müden Menschen etwas Abwechslung bei der langweiligen Nachtruhe zu verschaffen. Duing-duing -Pause -  duing-duing-duing, Emilio versteht die Geräuschkulisse zu variieren. Teilweise kamen wir uns vor, wir im "Krieg der Sterne" beim Angriff der Zylonen. Hat man dann ziemlich genervt versucht, ihm diese "blöde" Maus  wegzunehmen, so versteht es Emilio dieses schöne Spielzeug unter dem Bett schnell in Sicherheit zu bringen. Kaum hat sich sein müder Mensch  wieder zu Bett begeben, geht der Kampf der Yedi-Ritter weiter...

Eine besondere Freude hat Emilio beim Staubsaugen. Während Loona den Staubsauger nicht sehr schätzt und sich dann in andere Zimmer begibt, siegt bei Emilio der Jagdinstinkt. Er versucht während des Saugens die Bürste zu fangen und lässt sich in keinster Weise von dem lauten Geräusch des Staubsaugermotors davon abbringen. Sogar vorsichtiges Absaugen mit reduzierter Leistungsstufe des Saugers ist bei Emilio möglich !  Wahrscheinlich die erste Katze, die sich absaugen lässt !

Im Wohn- und Küchenbereich haben wir den "katzengerechten" Ausbau des Hauses inzwischen weiter vorangetrieben. An der Wand sind jetzt umlaufend von Schrank zu Schrank weitere Bretter als "Catwalk" dazugekommen. Jetzt können Loona und Emilio von zwei hohen Kratzbäumen jeweils ausgehend um den ganzen Raum über 12 Meter lang in luftiger Höhe herumlaufen. Sie haben das Laufstegsystem auch sofort bereitwillig angenommen. Für uns ist es manchmal gewöhnungsbedürftig, wenn Emilio und Loona im wilden Galopp über die Bretter jagen oder über unseren Köpfen auf den Küchentisch herunterschauen. Einen kleineren Unfall hat es auch schon gegeben: Neulich ist Emilio (wer sonst ?) von dem Catwalk auf die über dem Tisch hängende Lampe gesprungen, abgerutscht... -  und dann gegen die auf dem Tisch stehende Kaffeekanne gestürzt. Der Kaffee und die Kanne gingen polternd zu Boden.

Emilio hat inzwischen viel dazu gelernt:

Draußen im Garten macht es ihm besonderes Vergnügen sich mit allen vier Pfoten in den eiskalten Gartenteich  hineinzustellen. Dann patscht er mit den Vorderpfoten auf die Wasseroberfläche, so daß das Wasser ordentlich herumspritzt. Völlig durchnässt mit angeklebten Bauchfell und nassen Pfoten muß er dann natürlich sofort zurück in die warme Stube...

Abends, wenn Emilio von der täglichen Jagd und nach irgendwelchen Unsinnsaktionen müde ist, kommt sein großer Schmuseauftritt. Dann reibt er sein Köpfchen an dem Kopf seiner Besitzer, ergreift nach ein paar Minuten den Kopf rechts und links mit den Pfoten und beginnt bei Frauchen oder Herrchen mit intensiver Kopfmassage durch Lecken. Das dabei ein leicht nach Fisch riechender Speichel auf die Kopfhaut aufgetragen wird, ist leider nicht zu verhindern. Bereits nach kurzer Zeit wird diese Massage für seine Menschen sehr unangenehm, da die Kopfhaut  einer hartnäckig liebkosenden Katzenzunge nicht gewachsen ist. Sollte der Mensch aber versuchen, sich den Liebkosungen  zu entziehen,  so verstärkt Emilio mit den Krallen sofort den "Liebesgriff".

Hat Emilio dann genug von dieser Prozedur, so legt er sich irgendwo hin und lässt sich stundenlang von seinen Menschen durch das Fell oder den Kopf kraulen. Manchmal macht er sich dann ganz lang und fällt dann meistens vor lauter wohlbehaglichen  Verrenkungen vom Tisch. 

Emilio ist sehr kommunikativ. Meistens jammert er vor sich hin, wenn er durch die Stube läuft. Kein Sprung und keine Kletterei, welche nicht von lauten wehklagenden Geräuschen begleitet wird. Während unser Loonchen leise gurrt, und nur wenn sie in den Garten möchte, dieses Ansinnen ihren Menschen etwas lauter mitteilt,  jammert sich Emilio ständig durch den Tag. Das macht ihn wirklich einmalig !

   

 

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 (c)  Fotos und Text: Torsten Sause