Es weihnachtet sehr

 

Emilios Weihnachtsgeschichte

oder

die Nacht der Tausend Sterne

 

 

  

Heute möchte ich von den gar sonderbaren Vorfällen berichten, die sich wieder seit einiger Zeit in unserem Katzenhaushalt zugetragen haben.

 

Sie erinnern sich doch noch an mich?  Ich bin Emilio Rossi und wohne mit den Katern Da Capo, Angelo und den Katzen Loona und Lavinia gemeinsam in einer Katzen-Wohngemeinschaft. Für die täglichen Arbeiten wie Putzen, Füttern und Spielen haben wir zwei Menschen verpflichtet, die uns aber immer öfter Rätsel aufgeben und sich nicht immer so verhalten, wie man es sich von gutem Hauspersonal wünschen würde.

 

Seit die Tage wieder kürzer geworden sind und draußen der kalte Winterwind durch die dürren Zweige der Bäume streicht, sind ganz merkwürdige Dinge bei uns passiert.  Es fing damit an, dass unsere Hausmenschen grüne Drähte mit kleinen Lampen um die Tanne im Garten wickelten und dann immer mehr komische Gebilde mit kleinen Lämpchen im Haus aufstellten. Abends, wenn das Tageslicht längst verloschen ist, fangen diese Teile dann an zu leuchten, so dass mir inzwischen die Augen brennen, wenn ich da nur hinschaue.

 

Die Futteraufnahme unserer Hausmenschen hat sich ebenfalls erheblich verändert.  Sie erhitzen im Ofen kleine gewellte Mehlstreifen, die sie vorher mühsam aus allerlei Zutaten zusammengerührt und dann durch einen Fleischwolf gedreht haben. Sobald diese Streifen warm genug sind, kommen sie in Metalldosen. Loona meinte, das machen sie deshalb, damit wir sie nicht probieren können, denn leider bekommen wir die Dosen nicht auf. Wenn sie dann abends in der Stube sitzen, laufen sie ständig hin und her und gehen immer mal wieder an diese Dose und holen einige Mehlstreifen heraus.

 

 

Sobald sie diese dann verzehrt haben, fangen sie an, sich gegenseitig Vorhaltungen zu machen, wer wie viele verspeist hat und beklagen sich, dass diese Kost nicht gesund sei und sie aber irgendwie nicht davon lassen können ? Mir kommt das schon sehr seltsam vor.  Wenn ich meine Lieblingskatzenpellets kaue, kann ich auch manchmal nicht aufhören. Aber irgendwann ist es dann gut. Warum sollte ich mich darüber beklagen und mir mein soeben eingenommes Futter mies machen ?

 

 

 

Am Gartenzaun wurde mir von der Nachbarskatze Ayleen von Menschen berichtet, die pflanzen um diese Zeit immer einen Baum in ihr Wohnzimmer und behängen ihn mit allerlei Katzenspielzeug. Leider sind unsere Hausmenschen sehr faul und einfallslos und daher müssen wir mit den Bäumen im Garten Vorlieb nehmen. Schade…! Neulich meinten sie sogar, solch ein Baum wäre bei uns nicht möglich, da wir immer alles kaputt machen würden. Dabei haben sie dann von einem Vorfall bei meiner Züchterin erzählt, bei der ein Kater den ganzen  geschmückten Baum umgerissen hatte.           

 

Wenn ich das schon höre: „Züchterin“! Als ob meine Eltern das nicht alleine hinbekommen hätten – wozu soll denn eine solche Züchterin gut sein ?  Wir Katzen wissen doch sehr genau, woher die Katzenkinder kommen !  

 

Schließlich kommt eine Zeit, da verlassen unsere Hausmenschen kaum noch das Haus und gehen wohl auch nicht ihren sonstigen Beschäftigungen außer Haus nach. Sie sitzen dann den ganzen Tag bei uns herum und essen eine Riesenmenge krümeliger und fettiger Mehlstreifen. Dann schauen sie auch oft in ihren Fernseher. Dort sind dann ebenfalls Menschen in ihren Häusern zu sehen, wie sie um grüne Bäumchen mit aufgehängten Katzenspielzeug und diesen vielen furchtbaren Lichter herumsitzen. Dazu singen sie und sind nur mit sich beschäftigt.

                                             

Diese sonderbare Zeit endet erst mit der Nacht der tausend Sterne und einem schrecklichen Gelärme. Meistens in der Nacht, wenn wir Katzen auf der Pirsch sind oder gemütlich neben unseren Hausmenschen schlafen wollen,  ist es dann plötzlich furchtbar laut. Die Hausmenschen rennen mit großen grünen Flaschen und Gläsern aus dem Haus und schauen diesem merkwürdigen Treiben zu.

 

 

   

 

 

Dabei werfen sie kleine stinkende und brennende Papierstummel weg, die dann laut knallend oder zischend über den Boden flitzen, so das selbst Da Capo angst und bang wird.  Oder sie zünden lange Stöcke an, die sie in leere Flaschen stellen. Mit lautem Geheul steigen diese Stöcke nach oben und es regnet Sterne vom Himmel.  Überall knallt und blitzt es ganz fürchterlich und ich bekomme davon immer Ohrenschmerzen. Meistens verkrieche ich mich dann mit den anderen Katzen unter den Betten oder hinter dem Sofa.

 

 

 

 

 

Bereits im Vorjahr zu dieser Zeit hatte Loona gehört, wie unsere Hausmenschen über einen gewissen Silvester geredet haben. Das war vielleicht ein Schock! Hatten wir etwa unbemerkt schon wieder einen neuen Mitbewohner bekommen? Angelo und ich haben uns dann sofort auf die Suche begeben, denn schließlich ist Silvester ein Katername und irgendwo musste der Kerl doch stecken ?  Doch so sehr wir auch das Haus absuchten,  wir konnten ihn nicht entdecken. Komisch war auch, dass dieser Silvester dann das ganze Jahr nicht mehr vorbeikam, denn kaum war die Nacht der tausend Sterne vorbei, wurde der Name von unseren Hausmenschen nicht mehr erwähnt.  Lavinia meinte, dieser Silvester sei vielleicht ein Kater, der nur auf der Durchreise war.

 

Fast noch schlimmer finde ich aber ihr unmögliches Verhalten in dieser so lauten Nacht des Jahres. Meine Hausmenschen sind dann immer sehr vergnügt, um nicht zu sagen richtig albern und trinken viel roten Saft aus grünen oder braunen Flaschen. Je mehr sie dann trinken, umso wilder geht es bei ihnen zu. Manche reden dann plötzlich mit uns oder können so schlecht laufen, dass wir Katzen immer aufpassen müssen, wohin solch ein rotsaftbefüllter Mensch tritt oder fällt.

 

 

                                      

 

Nun, ich werde das weiter beobachten und bei ähnlich schwerwiegenden Ereignissen wieder berichten…

 

Katzengruß

Emilio

 

 

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(c) Fotos und Text: Torsten Sause