Unser Katzentagebuch

 

Constantino und die Baßreflexbox

oder

was ist Katzenjazz?

 

 

Es war bereits spät am Abend. Wir saßen auf dem Sofa und vernahmen plötzlich ein merkwürdiges Geräusch. Wahrscheinlich drang vom Nachbarhaus das tiefe Brummen der Bass-Boxen der Stereoanlage zu uns herüber, so meinten wir zunächst. Aber nein, das Geräusch kam genau aus der anderen Richtung.

Dort war aber nicht zu erkennen, was auch nur im Entferntesten dieses sonore Brummen in erheblicher Lautstärke verursachen könnte. Ich stand auf und ging weiter in die Zimmerecke aus der das Geräusch jetzt in gleichmäßigen Abständen zu vernehmen war. Dort stand unsere große Katzentonne. Es war ein hoher zylindrischer Körper, der außen mit Sisal bespannt war und einige Öffnungen enthielt, durch den unsere Coonies hinein- und herausklettern konnten. Weiterhin war innerhalb des Zylinders eine Ebene eingebaut, über die man quasi in das zweite Stockwerk gelangen konnte. An der unteren Öffnung konnte man eben noch die Spitze eines Coonie-Ohres sehen - dort lag Constantino und schlief tief und fest. Sein Kopf und sein ganzer Körper waren halbkreisförmig an die Zylinderwand gepresst. Sein ruhender Körper senkte und hob sich in gleichmäßigen Abständen.  Aus der Katzentonne erklang in regelmäßigen Abständen wieder der sonore Brummton, der sich über die offensichtlich vorhandenen akustischen Eigenschaften der Katzentrommel verstärkten und dann an unser Ohr drangen. Es war eine kleine Baß-Reflexbox, die die Schnarchgeräusche und damit verbundenen tiefen Frequenzen wirkungsvoll verstärkte. Das Rätsel war gelöst.

 

Wir kannten bisher nur die Schnarchgeräusch von Emilio. Er lag dann zusammengerollt auf einem unserer Kratzbäume und schnarchte vernehmlich vor sich hin. Da dieses Geräusch dem menschlichen Schnarchton äußerst ähnlich war, wurde es von uns auch sofort richtig identifiziert.  Constantinos Bass-Box hingegen ist um Klassen besser. Wenn man sich vor die Katzenbox setzte und länger zuhörte, so konnte man schließlich gewisse Klangfolgen erkennen mit allen möglichen Variationen. Zwischendurch erklangen leise jammernde und wimmende Geräusche, die sich mit den Baßtönen zu einer Art Katzen-Freejazz ergänzten.  Es klang teilweise fast wie eine spärliche Interpretation der Jazz-Posaune von Albert Mangelsdorff (er möge mir den Vergleich verzeihen). Ein Produzent wird noch gesucht....

 

Albert Mangelsdorff - Fotografie: Frank Schindelbeck 

 

 

 

 

 

 

 

Foto: http://www.jazzpages.com/Mangelsdorff/biographie_d.htm

 

 

 

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 (c)  Fotos und Text: Torsten Sause