Unser Katzentagebuch

 

Bettgesellschaft

oder

Haustiere haben im Bett nichts zu suchen

 

    

Haustiere haben im Bett nichts zu suchen – es sei denn, es sind Katzen, unsere Katzen.

Wer noch nie eine Katze im Bett nachts erlebt hat, sollte jetzt nicht weiter lesen. Alle anderen sind herzlich eingeladen, ihre Erfahrungen mit uns zu teilen ! 

 

Bei uns leben fünf Maine Coon Katzen, darunter einige sehr kräftige Kater mit Gewichten jenseits der 10 kg-Grenze, d.h. es sind richtige Schwergewichte. Sobald wir nachts das Licht löschen, wird unser Doppelbett von heimlichen Lebewesen bevölkert. Zunächst bemerkt man eine leichte Erschütterung auf der Bettdecke, dann registriert man eine sich vorwärts in Richtung Kopfende bewegende dunkle Masse. Schließlich nähert sich vorsichtig ein leise schnüffelndes mit allerlei kitzligen Haaren versehenes Tier, welches die Gesichtshaut der schlafenden Menschen aber nicht berührt. Manchmal greifen wir einfach beherzt in die Dunkelheit und erwischen irgendein Stück Fell. Das Berühren des Haarkleides und manche dann ausgestoßenen Laute vom leisen Fiepen bis zum aufdringlichen Miauen klären uns sofort auf, um welchen kätzischen Mitbewohner es sich hier handelt. Unglaublich, unsere Nachbarn können unsere Katzen auch nach vielen Jahren kaum auseinander halten und wir erkennen im Dunkeln nur anhand der Lautäußerungen bzw. der Fellberührung sofort, wen wir da vor uns haben.

 

Ich habe deutlich einen leisen Quiekton vernommen, es muss sich also um unsere Lavinia handeln. Sie legt sich zwischen die beiden Kopfkissen auf eine dort extra positionierte Katzenschlafinsel und leckt sich ausgiebig die Pfoten. Ein Geruch von vergammelten Fisch wabert durch die nächtliche Schlafzimmerluft und ich drehe mich um. Das muss ich jetzt nicht haben.  Nachdem Lavinia ihre Fellpflege ausreichend absolviert hat,  kommt sie mit ihren Kopf näher und beschnüffelt mich, so als wolle sie sicherstellen, dass ich noch anwesend bin. Ich vernehme einen rhythmischen Dauerbrummton, der aus dem kleinen Katzenmädchen kommt.

 

Lavinchen ist mit sich und der Welt zufrieden und legt sich schließlich zwischen ihr Hauspersonal und schläft.

 

 

Irgendwann später gibt es eine massive Erschütterung im Bett. Etwas Großes und Schweres ist auf das Bett gesprungen. Es nähert sich vorsichtig. Bei Lavinia geht die Alarmsirene an. Das bedeutet, sie faucht und knurrt gleichzeitig. Das Geräusch kennen wir nur zu gut und sind entsprechend alarmiert. Irgendein Kater ist also im Anmarsch und versucht Lavinia den Prinzessinnenthron streitig zu machen. Reflexartig legen Heidi und ich fast zeitgleich unsere Arme als Barriere in Richtung des näher kommenden Katerkörpers. Zu spät! Lavinia springt auf, schimpft noch einmal und verlässt mit unbekanntem Ziel unser Bett. Wir machen wieder die Fellkontrolle und identifizieren Constantino. Er nähert sich langsam und beugt sich über mein Gesicht. Er kommt bis auf wenige Millimeter heran und ich kann seinen Atem auf meiner Haut spüren. Er scheint zu riechen, welcher seiner Menschen hier wohl liegt ? Plötzlich gibt es eine Explosion in meinem Gesicht. Constantino hat heftig geniest und mein Gesicht ist über und über mit einer leicht nach Fisch riechenden Flüssigkeit benetzt. Ich springe aus dem Bett und suche das Bad auf. Nach einer gründlichen Reinigung gehe ich zurück ins Bett. Wahrscheinlich haben wir inzwischen ein gutes Immunsystem entwickelt, da wir auf diese unfreiwillige Art und über Hautkratzer und Fellstreicheln öfter unsere Haut- bzw. Fellbakterien mit den Katzen teilen.

 

Schließlich ist alles ruhig. Nach ein paar Stunden wache ich auf. Neben mir schnarcht laut und vernehmlich der Emilio. Ich stupse ihn an, so wie eine Ehefrau ihren Mann anstupst, wenn er zu laut schnarcht. Für ein paar Minuten ist Ruhe, dann geht die Schnarcherei wieder von vorn los. Als ich noch überlege, ob ich Emilio jetzt aus dem Bett befördern soll, springt unvermittelt Constantino wieder ins Bett und kommt auf uns zu. Im Halbdunkel erkenne und höre ich, wie er  Emilio den Kopf leckt. Das ist immer dasselbe Ritual. Zuerst leckt er seinen Kopf, dann fixieren sich  beide Kater mit starrem Blick und schließlich wird der arme Emilio mit Pfotenhieben vertrieben.

 

Er sucht sein Heil in der Flucht auf den Katzbaum, der neben dem Bett steht. Der Standort des sogenannten Schlafzimmerkratzbaumes hat sich schon öfter als Nachteil erwiesen. Leider nutzen unsere Katzen den Kratzbaum nicht nur zum Ruhen, sondern, er dient auch als Plattform, wenn sich ein Kater mit einem mächtigen Satz aus dem Bett abstößt bzw. umgekehrt vom Kratzbaum herunter springt und mit seinem mehrfachen Körpergewicht mitten im Bett landet. Wenn man sich nun noch vorstellen kann, dass dort ein Mensch unter seiner Bettdecke eben noch friedlich schlummerte, der weiß spätestens jetzt, was wir uns freiwillig zumuten.

 

 

Am frühen Morgen liegen Lavinia, Emilio und Angelo im Bett, Constantino hat es vorgezogen, es sich auf einer Plattform unseres Schlafzimmer-Kratzbaumes bequem zu machen und alles von oben zu beobachten. Loona genießt wie immer die „mitkatzenfreie“ Zeit  im Wohnzimmer.

 

Es ist kurz nach 05:00 Uhr – der Wecker klingelt. Ich springe aus dem Bett, Angelo folgt mir und macht ausgiebige Dehn- und Streckübungen bis er mir ins Bad folgt. Heidi kann noch etwas länger schlafen – ich schließe die Schlafzimmertür. Nach einigen Minuten höre ich ein Kratzen an der Tür – es ist Emilio – der es nun auch interessanter findet, mir bei der Morgentoilette zuzuschauen, als weiter im Schlafzimmer zu schlafen. Constantino und Lavinia denken erst gar nicht daran aufzustehen und verbleiben im Schlafzimmer. 

 

Unsere Katzen sind an diesen wöchentlichen Aufsteh-Rhythmus gewöhnt – ab ca. 4:00 Uhr warten sie darauf, dass ihre Menschen wach werden und helfen uns manchmal mit Beschnüffeln oder auch kleineren Rundgängen im Bett beim Aufwachen. Leider empfinden sie die Wochenenden, an denen wir dann auch mal ausschlafen möchten, als Zumutung. Constantino stellt sich dann auf die Katzentonne in der Ecke und trommelt mit seinen Vorderpfoten auf einen Bilderrahmen an der Wand, den er mühelos erreicht.

 

 

Einige Katzen schlafen brav weiter, der Rest übt mehrfach das gemeinsame Aufstehen. Manch einer mag sich jetzt denken, wie furchtbar- da kommt man ja gar nicht mehr zum Tiefschlaf. An den Wochenenden lange ausschlafen ist kaum möglich, das ist richtig. Aber wer hat schon einen kleinen Brummgenerator neben dem Ohr, der beim Einschlafen hilft. In der Woche ist das kein Problem. Die Katzen aussperren ? Zu spät – es ist inzwischen auch ihr Bett und wahrscheinlich würden wir sie auch vermissen ....

 

 

 

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(c) Fotos und Text: Torsten Sause