Unser Katzentagebuch

 

 

 

Angelo, ein Herzensbrecher zieht ein...

oder

 

die Frischzellenkur für 4 (fast) erwachsene Katzen

 

                                                       

Die (un)kontrollierte Katzenvermehrung in unserer Maine-Cooneria geht also weiter.  Heidi hatte mir in letzter Zeit öfter von einem tollen silbernen Kater namens Sajan vorgeschwärmt, der bei der Starbushway Cattery eingezogen ist und dort für Nachwuchs sorgen sollte. Als Heidi mir erzählte, daß sich der erste Wurf von Sajan angekündigt hatte, war es für mich nur eine Frage der Zeit, wann wir wieder nach Duisburg fahren würden. Am 6. März 2005 war es dann wieder soweit! Die Fahrt nach Duisburg war wieder ein Deja Vu-Erlebnis. Pünktlich zum Starttermin, als wir den kleinen Angelo bei Karin und Toni Lemanowicz in Duisburg abholen wollten, schlug der Winter in Bayern mit seiner vollen Kraft noch einmal zu. Genauso war es vor 2 Jahren im Februar  2003 gewesen, als wir die Lavinia in Duisburg abgeholt hatten.

Es ist immer ein gewisses Risiko, wenn die "eingefahrene" Katzengesellschaft durcheinander gerät. Als Mensch sieht man anfangs nur den süßen kleinen Katzenwelpen und welche Bereicherung er in Zukunft für unser Leben darstellt. Welche kleineren oder auch größeren Probleme es mit sich bringt, wenn zu unserem Katzen-Kleeblatt plötzlich noch ein fünftes Blättchen dazukommt, lassen wir am besten Emilio erzählen. Er ist nach kurzen Flegelmonaten inzwischen zu einer Seele von Kater herangereift. Ich erteile also Emilio das Wort:

"Na, Emilio, nun mal los... wir warten....!

"Ja, also ...ich heiße Emilio Rossi. Ich bin der schönste rote Kater, den die Welt je gesehen hat...".

"Halt ! Emilio, du sollst etwas über Angelo berichten !"

"Na gut, also dieser Neue, dieser Angelo..."

...ich habe mir gleich so etwas gedacht, als unsere beiden menschlichen Chefkatzen Heidi und Torsten einfach so über Nacht weggeblieben sind. Als Heidi mit der Transportbox hereinkam, habe ich Schreckliches geahnt und mich sofort versteckt. Wahrscheinlich sollte es wieder zum Tierarzt gehen. Soll sie mich doch erst einmal suchen, dachte ich mir. 

Aber aus meinem Versteck konnte ich erkennen, dass in der Box schon jemand saß und nach dem Öffnen der Tür eiligst nach draußen strebte. Es war so ein dünnes kleines Katerchen, den sie dauernd Angelo nannten. Mit diesen italienischen Namen haben sie irgendeinen Spleen, ich habe sogar Vor- und Nachname in italienisch, nur bei Loona kannten sie diese italienischen Namen wohl noch nicht.

Nun, ich ging gleich mal zu dem Neuen hin und leckte ihn ein bisschen. Er war ziemlich vorlaut und rannte gleich zu unseren Mädels. Aber Giftspritze Lavinia, die, wie ich später erfahren habe, aus dem gleichen Stall kommt, hat ihn fürchterlich angefaucht. Typisch Lavinia ! Auch ich bekomme häufig ohne Grund Pfotenhiebe von ihr, na ja, nicht so ganz ohne Grund ! Manchmal jage ich sie ein bißchen, nur so zum Spaß. Sie sieht das immer viel zu ernst. Lavinia kommt man besser nicht zu nah, aber das muss dieses dünne Katerchen erst noch lernen !

Loona spielte wie immer die Erhabene, die mit dem Geschehen auf dem Boden nichts zu tun hatte. Aus ihrer Sicht war meine Anschaffung bereits ein schwerer Fehler gewesen, den sie ihren Menschenkatzen bis heute nicht richtig verziehen hat. Das dann aber noch immer wieder neue Katzen dazukommen mussten, findet sie einfach nur überflüssig. Sie hatte ihr Auskommen mit den zwei Menschenkatzen und die anderen lenken ihre Menschen nur vom Schmusen und von ihrer Anwesenheit ab.  "Solange der Knirps nicht stört oder nervt, kann er bleiben", sagte Loona gleich am Anfang zu mir.

Bei Da Capo verfinsterte sich sofort sein Gesicht, als er den kleinen Angelo zum ersten Mal sah. Er war ziemlich aufgebracht, ja richtig wütend. Ich verstand die ganze Aufregung nicht. Mit Da Capo hatte ich mich geeinigt, dass er der Chefkater sein dürfte, obwohl ich viel schöner und älter war ! Er musste immer raufen und machte ständig dieses blöde Bodybuilding, damit er seine Muskelpakete vor den Mädels zur Schau stellen konnte. Die schauten sowieso nicht hin und waren froh, wenn sie ihre Ruhe hatten. Da Capo hatte es noch nicht erlebt, das ab und zu so ein frecher kleiner Katzenknirps plötzlich "wie vom Himmel gefallen" von unseren Menschenkatzen hier sagen wir mal Wohnrecht bekam. Ich soll früher auch mal ein Teufelchen und besonders schlimm zu Loona gewesen sein, aber ich kann mich beim besten Willen daran nicht mehr erinnern. Loona ist und bleibt für mich eine eingebildete Zicke und Lavinia ist eine Giftspritze - Kätzinnen halt !

Da Capo wollte diesen kleinem Kater zeigen, wer hier der Chef im Ring ist und setzte alles daran, ihn zu vertreiben. Mit zurückgelegten Ohren und fürchterlichen Gefauche ging er auf ihn los. Da hättet ihr mal die ratlosen Gesichter unserer Menschenkatzen sehen sollen. Die haben vielleicht geschaut - ihr "liebster" Da Capo, der Sonnenschein, war plötzlich der Böse, der den Zwergkater fressen wollte.

Sie haben fürchterlich mit Da Capo geschimpft und sich dauern schützend vor den vorwitzigen Zwerg gestellt. Ich musste mir auch was anhören von Da Capo. Verräter und Einschleimer hat er mich genannt. Nur weil ich den Angelo gleich sympathisch fand. Ja, zugegeben, er war schon ziemlich frech. Aber das waren wir doch alle mal , als wir noch so klein und dünn waren.

Nun, die Heidi war ziemlich mit den Nerven runter. Am Abend wurde der neue Liebling Angelo deshalb im Schlafzimmer in Sicherheit gebracht und wir mussten, das erste Mal in unserem Katerleben, vor der Tür bleiben. Ich durfte manchmal mit rein, da ich als harmlos und freundlich eingestuft wurde. Bin ich ja auch. Außerdem schlafe ich schon ewig mit im Bett. Und kaum kommt so ein Katzenzwerg ins Haus, soll ich mir einen anderen Schlafplatz suchen ?!  Nee, das sehe ich nun wirklich nicht ein!!

Nun, Da Capo merkte langsam, dass der kleine Kater mit den langen Gummibeinchen doch nicht so übel war. Er ließ zwar immer noch den großen Chef heraushängen, sobald er ihn sah - trotzdem entspannte sich die Situation von Tag zu Tag. Unsere Menschen lockerten immer mehr die nächtliche Schutzhaft für den Angelo und schließlich hatte Da Capo sich wieder beruhigt.

                       

Leider muss ich inzwischen sagen ! Denn dieser freche Angelo hat die Entspannung inzwischen schamlos ausgenutzt und ärgert uns, wo er nur kann. Entweder rennt er wie ein verrücktes Ziegenböckchen quer durch alle Zimmer und spielt dabei auch noch ständig mit lärmenden so genannten Katzenspielzeug, das man tagsüber kein Auge mehr zumachen kann ! Oder er zieht mir ständig an meinen wunderschönen herunterhängenden Schwanz, sobald ich es mir auf der Kratzbaumplattform gemütlich gemacht habe. Dabei ist er so flink und wendig, dass ich ihn nicht erwischen kann. Besonders nervig ist es, wenn er sich unbemerkt von hinten anschleicht und mir und Da Capo überfallartig auf den Rücken springt, unseren Hals umklammert, ein kurzes Zwicken mit seinen spitzen Milchzähnen und dann wie von der Tarantel gestochen davonrennt.  Unsere Menschenkatzen finden das auch noch lustig! Ich werde natürlich erst gar nicht gefragt.  Aber es hätte schlimmer kommen können ! Sie hätten ja auch eine dritte zickige Kätzin holen können.

So sind wir Kater jetzt zumindest in der Mehrheit !

                      

Na ja, und ganz so schlimm ist der Angelo nun auch nicht. Unsere Menschenkatzen sagen immer, wie süß er aussieht und wie schön er ist und wie schnell er sich eingelebt hat. Er soll sogar das Katzenklo spontan benutzt haben. Ja, wo bitte schön soll er denn sein Geschäft sonst machen ? Bei uns in der Stube ?  Mich hat damals keiner gelobt !  Man muss doch nur seine Nase benutzen, dann findet man auch alles was man so braucht -Futter, Wasser, Klo, Bett,  usw. - das riechen wir auf 100 Meter, das muss uns doch keiner zeigen - schon gar nicht diese Menschenkatzen.

                        

 

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 (c) Fotos und Text: Torsten Sause und Emilio Rossi